
Wir brauchen Platz, lieber Stadtrat!
Die Stadtbevölkerung wächst, der Platz für sie aber nicht genug schnell. Und mitten drin lassen Liegenschaftseigentümer*innen ihre Gebäude brach liegen. Das darf nicht sein! Unterzeichne unseren Brief und fordere mit uns den Stadtrat dazu auf, sich um diesen Missstand zu kümmern!
Petition an die Mitglieder des Stadtrates
Geschätzte Mitglieder des Stadtrats,
In der Stadt Zürich ist Raum- und Bodennutzung ein Dauerthema: Sei es bei explodierenden Mietpreisen, dem stetig schrumpfenden Raum ohne Konsumzwang oder dem fehlenden Platz für unabhängige Kultur, Kleinkunst und Freiraum. Aus diesem Grund ist es kein Wunder, dass wir in der nahen Vergangenheit regelmässig kreative und gewaltfreie Nutzungen von leerstehenden Gebäuden erlebten: Im Kesselhaus der ewz (geräumt im November des letzten Jahres), auf dem Koch-Areal (nach einem Jahrzehnt geräumt im Februar 2023) und jüngst in der seit 6 Jahren brachliegenden Poststelle am Wipkingerplatz. Dies in einer Stadt, mit einem Opernhaus, mehreren Theatern und Räumen für «haute culture», aber wenig Platz für unabhängige Kultur und Kleinkunst. In einer Stadt, in der die Vielfalt der Kultur zugunsten von Gewinnmaximierung verloren geht. Genau hier steht ein Gebäude leer, in dem für all diese Vorhaben und noch viel mehr Platz genug wäre. Doch diejenigen, welche die Gebäude seit Jahren, teils Jahrzehnten leer stehen lassen, verstecken sich hinter Ausreden: Sie behaupten, dass eine Umnutzung die Stromversorgung der Stadt in Gefahr bringe und die «schlechte Bausubstanz» Personen gefährde, oder dass ein Gebäude rechtlich nur für einen bestimmten Zweck genutzt werden dürfe.
Es liegt jetzt an der städtischen Regierung, dass dieser Missstand im Herzen Zürichs behoben wird. Sie muss die Besitzer*innen der Liegenschaften dazu bewegen, in einen ehrlichen und konstruktiven Dialog mit allen Interessierten zu treten, damit Gebäude inmitten Zürichs nicht für mehrere Jahre ungenutzt bleiben. Sie muss sich im Interesse der Stadtbevölkerung dafür einsetzen, dass solche Liegenschaften nicht als «Gentrifizierungsturbos», nicht als Aufwertungsmassnahme, sondern als Gut für die Allgemeinheit genutzt werden.
Wir fordern deshalb:
- Der Stadtrat erarbeitet einen Massnahmenplan, wie in Zukunft langfristiger Leerstand von Gebäuden verhindert werden soll.
- Der Stadtrat fordert die eigenen, staatsnahen und auch privaten Betriebe dazu auf, vor einem Leerstand einen konkreten Plan zu präsentieren, wie das Gebäude in Zukunft im Sinne der Stadtbevölkerung genutzt wird. Ansonsten sollen leerstehende Gebäude nach einer gewissen Zeit automatisch in die Allgemeinnutzung fallen.
- Konkret kauft der Stadtrat der Post die alte Poststelle am Wipkingerplatz ab, um eine langfristig unkommerzielle, selbstverwaltete Nutzung zu ermöglichen.
- Der Stadtrat führt in Zukunft keine Räumungen auf Vorrat durch: Dies gilt aktuell insbesondere für die Nutzung der Post am Wipkingerplatz.
Mit freundlichen Grüssen,
Anna-Béatrice Schmaltz (Präsidentin Grüne Stadt Zürich, Gemeinderätin)
Moritz Bögli (Gemeinderat AL)
Lisa Diggelmann (Gemeinderätin SP)
Martin Busekros (Gemeinderat Grüne)
Nicola Siegrist (Kantonsrat SP)
Michel Makhlouf (Co-Präsident SP 10)
und 371 weitere Unterzeichnende